TEIL 1 DER MARCUS-TRILOGIE
Barbara kann sich nicht über ihr Leben beklagen: Sie ist frei und finanziell völlig unabhängig, hat gute Freunde und kann tun und lassen, was sie will. Aber etwas fehlt in ihrem Leben: Liebe und erotische Erfüllung. Weder das eine noch das andere hat ihr je ein Mann geben können, und inzwischen glaubt sie schon, dass es an ihr liegt und sie niemals wirklich glücklich werden kann.
Eines Nachts geschieht etwas Unglaubliches: Sie wird von einer Jugendgang überfallen, aber ein Mann rettet sie – ein schöner junger Farbiger namens Marcus. Es sieht so aus, als würde es bei dieser einen Begegnung bleiben. Aber Barbara kann ihren schwarzen Ritter nicht vergessen. Er ist ihr einzige Hoffnung auf Glück...
LESEPROBE
Mir kamen wieder die Tränen. Blöde Gans, schimpfte ich mit mir, hättest du ihn doch nur gerufen! Du verdienst es nicht, glücklich zu werden!
Ich taumelte irgendwie vom Platz runter in eine der Seitenstraßen, wo sich Dönerbuden und Internet-Cafés aneinanderreihten. Ich stolperte ziellos voran und kämpfte gegen die Tränen. Leute sahen mich besorgt an.
Hausfassaden, Geschäfte, Fenster, Türen. Gesichter, Menschen, Autos. Gerüche, Farben, Geräusche.
Alles verschwamm. Ich ging einfach weiter, und irgendwie schaffte ich es, nicht überfahren zu werden. Einmal hielt mich ein junger Türke gerade noch rechtzeitig am Arm fest, bevor mich ein Kleinlaster anfuhr. Er war sehr besorgt.
„Brauchen Sie Hilfe?“ fragte er. „Sie müssen aufpassen!“
„Ich... danke“, murmelte ich, „ich pass auf...“
Das beruhigte ihn nicht, und so begleitete er mich ein paar Schritte. Ohne es zu merken, war ich in Richtung Hasenheide gelaufen, dem großen Park zwischen Neukölln und Kreuzberg. Der junge Türke setzte mich auf eine Bank und vergewisserte sich, dass ich in Ordnung war, bevor er sich wieder auf den Weg machte.
Ich kam allmählich zu Bewusstsein. Es war ein schöner Nachmittag, wie ich traurig feststellte. Familien mit Kindern waren im Park unterwegs, es gab ein paar Jugendgangs, die aber harmlos wirkten, Gruppen von Mädchen, die sich der unbeholfenen Anbaggerversuche der Jungs spöttisch erwehrten – überall kunterbuntes Leben. Und ich saß mitten drin und war innerlich gestorben.
Ich weiß nicht, wie lang ich da saß. Aber ich werde nie vergessen, was mich aus meinem Wachkoma holte.
Eine samtene, melodische und dennoch sehr männliche Stimme drang an mein Ohr.
„Barbara? Barbara, bist du das?“
Ich blickte auf.