Hohere Eisenbahnkunde - Zum Gebrauche für Ausübende Eisenbahn-Ingenieure und Alle die an Technischen Hochschulen Sich zu Solchen Heranbilden #272599

Gleich der Wolke aus Rauch und Dampf, welche dem mit Windeseile seinem Ziele zustrebenden Eisenbahnzuge entströmt, folgt demselben, wohl unsichtbar, aber doch vorhanden, eine Wolke von Eisenatomen, entstanden durch die Abnützung der Räder, Schienen und der sonstigen Bestandtheile.<br><br>Rastlos wie der heutige Eisenbahnverkehr, geht diese natürliche Abnützung täglich, stündlich vor sich, nimmt mit der Geschwindigkeit und der Belastung der Fahrzeuge zu, mit der Güte der Materialien ab, ist aber keineswegs so unbedeutend, als man anzunehmen geneigt wäre, denn auf diese Weise verschwinden jährlich auf den deutschen Bahnen allein, dem Gewichte nach ungefahr 5000 Stück Räder, nebst diesen noch viele Schienen, Achsen und sonstige Bestandtheile spurlos in den Lüften.<br><br>Und wenn dies schliesslich die- ganze Abnützung wäre, so wäre dieselbe noch erträglich, dadurch aber, dass dieselbe nicht gleichmässig auftritt, verlieren z. B. die Räder ihre Rundung, müssen zufolge dessen neuerdings rund gedreht werden, wobei der Verlust grösser ist als jener, der durch die Abnützung entstand. Aehnlich verhält es sich mit den Schienen. Um die noch gut erhaltene Schiene zu schützen, muss die benachbarte, abgenützte entfernt werden.<br><br>Zu allem diesen treten aber noch jene, ich möchte sagen, unvorgesehenen Verluste hinzu, die in ungeeigneter Wahl der Materialien, in fehlerhafter Construction oder schlechter Fabrikation der Bestandtheile ihren Grund haben und die den Eisenbahnverwaltungen oft die grössten Auslagen verursachen.